Auf Tisch-Staffeleien sieht man die fertigen Werke der Workshop-Teilnehmerinnen, die zu den Klängen der Burginsel gemalt haben. Das Bild eines Teilnehmers zeigt eine schwarze Straße und einen Fluss, die mitten durch eine grüne Wiese laufen.

Mit den Ohren malen

Am Mittwoch, den 27. März 2019, haben einige Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Niedersachsen (BVN) aus Oldenburg und Delmenhorst das Stadtmuseum besucht, um zu den Klängen von Delmenhorst zu malen. Dabei hat sich herausgestellt, dass ein spezieller Ort in der Stadt einen ganz typischen Klang hat.

Die Idee zum Workshop stammte von den Mitgliedern des BVN selbst. Schnell war klar, dass zu einer Aufnahme aus der Natur gemalt werden sollte. Also sind wir bei den ersten Sonnenstrahlen mit unserer Aufnahmestation ausgerückt, um die Klänge des Frühlings auf der Burginsel aufzunehmen.

Um im Stadtmuseum dieselbe Klangkulisse wie inmitten der Graftwiesen zu erzeugen, haben wir für den Workshop vier Lautsprecher in einem Raum im hinteren Teil des Stadtmuseums aufgestellt. Während in jeder Ecke des Raumes über einen Lautsprecher fröhliches Vogelgezwitscher ertönte, konnten die TeilnehmerInnen, geleitet von ihrem Gehör, dann ihre Eindrücke mit Acrylfarben auf die Leinwand bringen.

Die Burginsel hat einen typischen Klang

Der Aufnahmeort sollte, bis alle Bilder fertiggestellt wurden, geheim bleiben. Doch wie gut die DelmenhorsterInnen ihre Stadt kennen, ist uns durch eine Teilnehmerin besonders klar geworden: „Dummerweise habe ich sofort erkannt, wo es aufgenommen wurde. Man hört die Bismarckstraße, die habe ich auch gemalt. Die Aufnahme ist auf der Burginsel entstanden. Die vielen Vögel, die Enten und die Kinder im Hintergrund die dort zu hören waren. […] Die Aufnahme war für mich sehr identisch zur Realität.“ Für eine alteingesessene Delmenhorsterin ist es also ein Leichtes, die eigene Stadt am Klang zu erkennen.

Die lauten Geräusche eines Flugzeuges auf dem Weg zum Bremer Flughafen und die Verkehrsgeräusche der Bismarckstraße, wurden jedoch auch als unangenehm empfunden: „Ich habe eine schwarze Straße gemalt, die mitten durch das Bild verläuft, weil ich die Straßengeräusche im Hintergrund der Aufnahme als sehr störend empfunden habe. Dort möchte ich nicht wohnen“, erklärte einer der Teilnehmer, als er zum Abschluss des Workshops bei Kaffee und Kuchen sein Bild der Gruppe vorstellte.

Es wird weitergemalt

Am 22. Mai 2019 werden wir den Workshop, gemeinsam mit sehenden, nicht-sehenden und sehbehinderten TeilnehmerInnen wiederholen. Bei Kaffee, Tee und selbstgebackenem Kuchen besprechen wir die Bilder im Anschluss. Wir sind gespannt, ob es wieder jemand schafft, den Ort am Klang zu erkennen! Dieser Workshop wird durchgeführt in Kooperation mit dem Blinden- und Sehbehinderten Verband, Landesteil Oldenburg (BVN).

22.05.2019
Workshop: Mit den Ohren malen

11h – 14h im Stadtmuseum Delmenhorst
Anmeldung bitte per E-Mail, die Platzzahl ist begrenzt.
Die Teilnahme ist kostenlos, das Material wird gestellt.

 

Text: Maike Tönjes

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