Wenn man bereits in der Bahnhofsstraße den Geruch von Zuckerwatte und kandierten Äpfeln wahrnehmen kann, ist in Delmenhorst auf den Graftwiesen Kramermarktszeit. Am Mittwoch, den 8. Mai 2019, haben wir die Klänge der Fahrgeschäfte, die Musik und das Lachen der BesucherInnen auf dem Frühjahrsmarkt eingefangen. Das bunte Treiben der SchaustellerInnen in Delmenhorst sorgt schon seit 1852 für leuchtende Kinderaugen.
Über Märkte im mittelalterlichen Delmenhorst sind keine Aufzeichnungen vorhanden. Erst am 31. März 1690 gewährte König Christian V. von Dänemark, der zugleich über Oldenburg und Delmenhorst herrschte, den StadtbewohnerInnen das Marktrechtsprivileg. Daraufhin wurden im Jahr insgesamt vier Märkte, zwei Viehmärkte und zwei Pferdemärkte, in der Langen Straße und Cramerstraße veranstaltet.
Zum ersten Mal wurde der „Krammarkt“ im Jahr 1852 schriftlich erwähnt. Als beliebte Treffpunkte für die Stadtgesellschaft, zogen die Märkte in Delmenhorst auch SchaustellerInnen an, die mit Musik und Aufführungen den Trubel auf dem Markt ergänzten. Bereits 1874 verkauften auf den Viehmärkten 33 verschiedene Aussteller ihre Waren, wie zum Beispiel Bücher, Kurzwaren oder Gartensamen. Buden mit Leckereien, wie Kuchen oder geräucherten Aalen, lockten am Nachmittag die Delmenhorster Familien auf den Markt und für die musikalische Untermalung des Treibens sorgten Drehorgelspieler und MusikerInnen. Zu einem echten Publikumsmagneten wurde dann im Jahr 1888 das erste dampfbetriebene Fahrrad-Karussell.
1952 wechselte das fünftätige Spektakel vom Platz um den Wasserturm auf die Graftwiesen und lockt bis heute mit seinen Attraktionen zahlreiche BesucherInnen nach Delmenhorst. Dieses Jahr wurde der Kramermarkt mit einer Parade mit rund 1000 TeilnehmerInnen eröffnet und 115 Aussteller haben vom 4. bis zum 8. Mai 2019 ihre Fahrgeschäfte und Buden präsentiert. Wir durften unsere Field-Recording-Station direkt neben einem Luftballon-Stand aufbauen und kommen zum Herbstmarkt ganz bestimmt wieder.
Text: Maike Tönjes